Rund 80 interessierte und engagierte Menschen haben sich am 10. Juli am Paul-Gerhardt-Platz in der Rosenbergstrasse im Stuttgarter Westen eingefunden, um ein Zeichen für Demokratie und gegen Hass und Hetze zu setzen. Mit aufgerufen hat diesmal auch das evangelische Pfarramt der Paul-Gerhardt-Kirche.
Frau Pfarrerin Riehle begrüßte die Versammelten und betonte die Notwendigkeit und den Gewinn des Zusammenhalts der Menschen aller Kulturen und Religionen. Dazu würde auch das interreligiöse Zentrum in den Räumlichkeiten der Paul-Gerhard-Pfarrei beitragen, dem es darum geht, dass Juden, Christen und Muslime nicht übereinander, sondern vielmehr miteinander reden.
Die Vertreterin der Initiative Hand-in-Hand Stuttgart West, Barbara Hackenjos, mahnte mehr soziale Gerechtigkeit an, denn soziale Ungleichheit sowie Verlust- und Abstiegsängste seien Nährboden für rechtes Gedankengut und Rassismus und stellten eine Gefahr für die Demokratie dar. Sie ermutigte zum Engagement jeder/s Einzelnen gegen Rassismus und Hass, aber auch angesichts der drohenden Klimakatastrophe dazu, das eigene Mobilitäts- und Konsumverhalten zu überdenken. „… es ist doch gut und tröstlich, wenn wir unseren Kindern und Enkeln sagen können, dass wir alles in unserer Macht Stehende getan haben für eine lebenswerte Welt für alle Menschen.“
Susanne Stephan von der Stolpersteininitiative Stuttgart West berichtete, dass in der Rosenbergstraße früher sehr viele jüdische Menschen wohnten. Sie wurden von den Nazis gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und in sog. Judenhäuser zu ziehen, viele wurden später deportiert und ermordet. Davon zeugen die zahlreichen hier verlegten Stolpersteine. „Wie hätte ich mich damals verhalten? Wäre ich immun gewesen gegen die Nazi-Propaganda und die Reden über die „Volksfeinde“? Hätte ich mich vielleicht gefreut über eine freiwerdende Wohnung oder ein Klavier zum Sonderpreis aus versteigertem Hausrat jüdischer Familien?“ Fragen, die verunsichern, aber auch ermutigen, heute Haltung zu zeigen.
Während der anschließenden Menschenkette wurde „We shall over come“ und das Friedenslied „Donna nobis pacem“ gesungen. Die Akkordeonistin Wilma Heuken begleitete wieder wunderbar die gesamte Aktion musikalisch.